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ARCHITECTURAL DESIGN | Master Thesis Project | VIRTUAL REALITY CENTER _Field Station Berlin Teufelsberg

In Fortsetzung des mehrjährigen Lehr- und Forschungsprojekts „VR ON SITE | Fieldstation Berlin Teufelsberg“, entstanden im SoSe 2019 am IMD drei Masterabschlussarbeiten, in denen die Zukunft der ehemaligen Amerikanisch-Britischen Abhörstation auf dem Berliner Teufelsberg entwurflich verhandelt wurde. Die Studierenden Philip Becker, Jennifer Kamm und Yvonne Könecke, die zuvor bereits an unterschiedlichen Lehr- und Forschungsprojekten zum Thema am IMD beteiligt waren, haben unter enger Einbindung von VR-Technik drei unterschiedliche Szenarien für diesen historisch bedeutungsvollen Berliner Ort erarbeitet.

Auf dem Gipfelplateau des Teufelsbergs, der höchsten Erhebung Berlins, die aus den Trümmern des 2. Weltkriegs aufgeschüttet wurde, hatten Amerikaner und Briten seit Mitte der 1950er Jahre eine Abhörstation in Richtung DDR und Sowjetunion aufgebaut. Nach dem Fall der Mauer versuchte sich zunächst eine westdeutsche Investorengruppe an der Entwicklung des Ortes zu einem Luxus-Wohnresort über den Dächern von Berlin. Seitdem diese ‚Vision‘ Mitte der 2000er Jahre aufgrund planungsrechtlicher und finanzieller Hürden scheiterte, ist die zukünftige Nutzung des Areals weitgehend unklar. Wechselnde Pächter ermöglichen Besucherinnen und Besuchern Teile der zerfallenden Anlage zu besichtigen. Die Filmbranche hat das Gelände als idealen Drehort erschlossen. Einige Künstlerinnen und Aktivisten nutzen Teile der Anlage und erproben hier alternative Lebensmodelle. Aufgrund der schwierigen Eigentumsverhältnisse, der damit verbundenen Hypothek von rund 33 Mio. Euro, die auf dem Gelände lastet und der 2004 erloschenen Baugenehmigung ist die Frage nach der Zukunft des Areals auch heute weitgehend ungeklärt.

Im Rahmen der Master-Projekte sollen zukünftige Nutzungen der Anlage, die den Ort in seiner gegebenen Komplexität und Vielschichtigkeit als Ausgangspunkt nehmen, entwurflich ausgearbeitet werden. Die Verwendung von VR-Technik, zum einen als Entwurfswerkzeug, zum anderen im Sinne einer die Baulichkeit des Ortes erweiternden Wirklichkeitsebene, ermöglicht eine Verschneidung des Ist-Zustandes des Ortes mit vergangenen, zukünftigen und fiktiven Realitäten der Abhörstation auf dem Teufelsberg. Im Zusammenspiel von virtueller und gebauter Realität soll die räumlich, historisch, politisch und kulturell komplexe Situation des Ortes für Besucher interaktiv zugänglich gemacht werden.

Der besondere Ursprung des Berliner Teufelsbergs, als höchster von insgesamt 19 Trümmerbergen der Berliner Nachkriegsgeschichte, dient Jennifer Kamm als Ausgangspunkt ihres Entwurfsprojekts. In einer umfangreichen Recherche untersucht sie die öffentlich eher unbekannte topografische Prägung des Berliner Stadtgebiets durch aufgeschichtete Weltkriegstrümmer. Abgesehen von ein paar versteckten Informationstafeln gibt es heute kaum Hinweise auf die Herkunft der oftmals in öffentlichen Parkanlagen integrierten Trümmerberge. Die Untersuchungen von Frau Kamm in historischen Quellen und Forschungsarbeiten zeigen, dass für einige der Trümmerberge eine örtliche Zuordnung der hier komprimiert gelagerten Stadtreste möglich ist und somit eine Bestimmung der zerstörten Gebäude aus denen sich der Schutt zusammensetzt. Ausgehend vom Teufelsberg schlägt Jennifer Kamm vor, die in den Bergen verdichtet abgelagerte Geschichte, die heute vom Stadtgrün überwuchert unsichtbar im Verborgenen ruht, der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. In vier exemplarischen Entwürfen (Trümmerberg Lichterfelde, „Insulaner“ im Süden des Ortsteils Schöneberg, Trümmerberg Biesdorfer Höhe im Ortsteil Biesdorf und großer und kleiner Bunkerberg im Volkspark Friedrichshain) zeigt sie, wie das Offenlegen der in Bruchstücken physisch noch heute vorhandenen Stadt aus der Zeit bis zur weitreichenden Zerstörung im 2. Weltkrieg, sichtbar zugänglich und erlebbar gemacht werden könnte. In einer baulich realen, und um virtuelle Aspekte erweiterten Offenlegung des Inhalts der Berge, werden ausgewählte zerstörte Bauwerke Berlins und die mit ihnen verbundenen Geschichten und Erinnerungen erlebbar gemacht.

Philip Becker untersucht in seinem Entwurfsprojekt 17 ausgewählte Räume des weitläufigen und verschachtelten Gebäudeensembles der ehemaligen Späh-Anlage. Ihn interessiert hierbei insbesondere die zeitliche Transformation des Ortes – sowohl innerhalb der über 40-jährigen Betriebsphase während der die Geheimdienstanlage unerlässlich erweitert und umgebaut wurde, als auch in Bezug auf die ab 1990 sich anschließende wechselvolle Nutzungs- und Planungsgeschichte des Ortes. Zentrales Element seiner Arbeit ist der die gesamte Anlage durchziehende fensterlose Verbindungsgang, mit dem die unterschiedlichen Räumlichkeiten der unübersichtlichen und komplexen Anlage erschlossen wurden. Die sich einstellende räumliche Desorientierung im Innern der visuell, akustisch und klimatisch hermetisch von der Außenwelt abgeschotteten Station wird als Grundlage eines physisch erfahrbaren, virtuellen Rundgangs genommen: Zwei reale Türen werden innerhalb der möglichen Trackingfläche einer HTC Vive VR-Anlage platziert. Die Türen erhalten virtuelle Äquivalente und eröffnen durch immer wieder zwischengeschaltete Ausschnitte des bestehenden Verbindungsgangs, den Zugang zu unterschiedlichen Räumen der Anlage. Die Zeitbezüge der immersiv erfahrbaren Weg-Raum-Struktur verändern sich hierbei ständig.

Die Arbeit von Yvonne Könecke nimmt die Bezeichnung der ehemaligen Fieldstation auf dem Berliner Teufelsberg als ‚Abhörstation‘ wörtlich und stellt die Frage ins Zentrum, welche Rolle das Hören nicht nur im Rahmen der Spionagetätigkeit (in einem weitgehend fensterlosen Gebäudekomplex) hatte, sondern wie sich das Auditive als zentraler Aspekt räumlich-architektonischer Erfahrung in den Mittelpunkt einer Entwurfsidee stellen ließe. Die Fokussierung des Interesses auf die akustische Determination von Architekturwahrnehmung erfährt in der Arbeit von Yvonne Könecke eine zusätzliche Dimension, als sie die normalerweise im Vordergrund der Wirkung von VR-Technik stehende Visualität extrem reduziert und stattdessen das immersive Potenzial auditiver Raumwahrnehmung akzentuiert.
Die Präsentation der Arbeit ist zweiteilig aufgebaut. In einem, dem Hauptraum mit VR-Anlage vorgeschalteten Ausstellungssetting, werden die Rechercheergebnisse und Vorarbeiten des Projekts in Bildern, Zeichnungen und als Soundquellen dienende Objekte präsentiert. Die Stellung der Ausstellungswände referiert dabei auf Fragmente der untersuchten Raumzusammenhänge der Amerikanisch-Britischen Abhöranlage. Im abgedunkelten und völlig stillen Hauptraum der Ausstellung erleben die Besucher*innen mit Hilfe einer VR-Anlage eine beklemmende, überwiegend akustisch vermittelte Reise durch die verschiedenen Räumlichkeiten und zeitlichen Zustände der ehemaligen Abhöranlage.

Coachings by: Dr. Philipp Reinfeld with Max Justus Hoven
Examiner: Prof. Matthias Karch with Prof. Folke Köbberling

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